News > Mit Subventionen gegensteuern

Schweiz: Die Regierung in Bern will den unbegleiteten kombinierten Verkehr über die Alpen durch weitere Zuschüsse wieder attraktiver machen
 
Das Schweizer Bundesamt für Verkehr (BAV) will die weitere Abwanderung alpenquerender Güterströme von der Schiene auf die Strasse durch stärkere Subventionierung des unbegleiteten kombinierten Verkehrs (UKV) bremsen. Für die bis Ende 2009 laufende Massnahme stehen zusätzlich rund 33 Millionen Euro parat. Der maximale Abgeltungssatz je Container-, Sattelauflieger- beziehungsweise Wechselbehältersendung wird auf 90 Euro verdoppelt und pro Zug auf das Niveau von 2008 angehoben.
 
Die Wirtschaftskrise manifestiere sich in einer markanten Abnahme transalpiner Verkehrsvolumen. Davon sei die Schiene stärker als die Strasse betroffen, zumal Lkw-Transporteure ihre Preise deutlich gesenkt haben. Für den Ratenzerfall seien in erster Linie deren Überkapazitäten verantwortlich, so das BAV. Wegen des Wettbewerbsdrucks fahre ein Teil der Lkw unter "Grenzkosten'. Hinzu kämen die günstige Dieselpreisentwicklung und Verfügbarkeit von Billiglohnchauffeuren.
Mit der Unterstützung des unbegleiteten kombinierten Verkehrs will das Bundesamt verhindern, dass aktuell Verkehrsangebote im transalpinen Schienengüterverkehr eingestellt werden, was zu einer Reduzierung des für den kombinierten Verkehr eingesetzten Rollmaterials führen könnte. Diese sollte beim Konjunkturaufschwung vielmehr prompt zur Verfügung stehen. Die angepassten Höchstabgeltungssätze sollen es nach Ansicht des BAV den Operateuren ermöglichen, ihren Kunden einen gegenüber der Strasse attraktiveren Preis anzubieten und neue Transporte zu akquirieren.
 
Bei den dafür zusätzlich reservierten 33 Millionen Euro handelt es sich um "Restmittel" aus dem Kredit für die Abgeltung des kombinierten Verkehrs, die sonst wegen des Ladungsrückgangs nicht ausgeschüttet würden. Das Schweizer Parlament hat fürs laufende Jahr Betriebsabgeltungen an den kombinierten Güterverkehr von insgesamt knapp 150 Millionen Euro bewilligt
 
60 Verbindungen
 
Zurzeit haben 19 in- und ausländische Operateure, die im alpenquerenden Verkehr rund 60 Verbindungen anbieten, Vereinbarungen mit dem Bund zum Führen von UKV-Zügen. Diese Transportvariante trägt etwa zwei Drittel zum Schienengüterverkehr über die Schweizer Alpen bei; am transalpinen Gesamtaufkommen (inklusive Strasse) bringt sie es auf gut ein Drittel. Via Helvetiens Alpen wurden im vergangenen Jahr rund 780.000 Sendungen befördert.
 
Der Verein zum Schutz des AIpengebiets vor dem Transitverkehr (Alpen-Initiative) kommentiert die Aufstockung der UKV-Subventionen zwiegespalten. Man begrüsst zwar, dass sich Bern für den alpenquerenden Schienengüterverkehr engagiere, so sein Präsident, der Tessiner SP-Nationalrat Fabio Pedrina. Würde der Bund 100 Millionen Schweizer Franken (66 Millionen Euro) in die Gotthardachse investieren, könnten dort deutlich mehr Güterzüge verkehren. Pedrina:· "Das wäre eine nachhaltigere verkehrspolitische Investition als die Erhaltung von Betriebsbeiträgen."
 
Mit diesem Betrag sei die Kapazität so weit steigerbar, dass pro Stunde und Richtung je ein zusätzlicher Zug verkehren könne. Das entspreche rund vier Millionen Tonnen Gütern oder der Hälfte des Verlagerungsauftrags, argumentiert der Politiker. Darüber hinaus schlägt er vor, die Gesamttransitabgabe pro Lkw-Fahrt durch die Alpen befristet zu erhöhen, was im Landverkehrsabkommen und Artikel 5 des Güterverkehrsverlagerungsgesetzes . vorgesehen sei.
 
Auch Bernhard Kunz, Direktor der Hupac Intermodal, begrüsst "die vom Bund reinvestierten, wegen der gesunkenen Verkehrsvolumina derzeit nicht abgerufenen Mittel" . Man helfe somit dem Bahnsystem, die Krise zu überbrücken. "Wenn wir nicht konkurrenzfähig bleiben, könnten wir weitere 20 Prozent Marktanteil an die Strasse verlieren", meinte Kunz Ende Mai im Züricher" Tages-Anzeiger".
 
Hupac rechnet ohnehin für das laufende Jahr gegenüber 2008 mit einem Minus von 14 Prozent. Die Frage, wann eine konjunkturelle Trendwende einsetzen werde, beantwortete Kunz reserviert:
"Ich bin eher pessimistisch und glaube nicht an einen Aufschwung vor Ende 2010." Sein Unternehmen werde sich für einige Jahre mit einstelligen Steigerungsraten begnügen müssen. Die bis 2007 erzielten 12 bis 18 Prozent Zuwachs "sind erst mal passe".
Transport, 26.06.2009 (ws)



Veröffentlicht am
14:44:21 11.07.2009