News > Kabotage in den Fussspuren des Bankgeheimnisses?

Das schweizerische Bankgeheimnis geriet unter Druck und konnte in seiner ursprünglichen Form aufrechterhalten werden. Das gleiche Schicksal droht dem schweizerischen Kabotageverbot. Beide woll(t)en interne Märkte schützen und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewinnt dieser Protektionismus wieder zusätzlich an Bedeutung.
 
Geht es nach der Meinung des Europaparlaments, soll die Kabotage in der EU - das Erbringen von Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes durch ein ausländisches Verkehrsunternehmen – schrittweise auf 3 Fahrten, später auf 7 Fahrten und ab 2014 vollständig aufgehoben werden. D.h. ab 2014 steht jeder Transporteur auch für inländische Fahrten in Konkurrenz mit jedem Transportunternehmer in Europa.
 
Diese Liberalisierung bewirkt Widerstand. Besonders die Deutsche Transportlobby hat sich in letzter Zeit zu Wort gemeldet. Verständlich, denn gemäss einem Bericht der Deutschen Logistik Zeitung vom 16.05.08 kann ein Tschechischer oder Slowakischer Transporteur die gleiche Dienstleistung um 40% günstiger anbieten als seine Deutschen Mitbewerber. Mit der teilweisen und später mit der völligen Liberalisierung wird dies für einige Transporteure das Aus bedeuten.
 
Das Kabotageverbot in der Schweiz wurde bekanntlich im Rahmen der bilateralen Verträge (Landverkehrsabkommen Schweiz – EU) vereinbart. Somit dürfen schweizerische Fahrzeuge keine innerdeutschen, innerfranzösischen, inneritalienischen, usw. Transporte durchführen. Andererseits dürfen ausländische Fahrzeuge keine reinen innerschweizerischen Transporte durchführen. Diese Regelung ist für Schweizer Transporteure kaum ein Handicap. Gegen die harte ausländische Konkurrenz mit ihren massiv tieferen Transportkosten kann der Schweizer Transporteur im Ausland sowieso kaum mithalten. Hingegen wären innerschweizerische Transporte für EU-Transporteure sehr interessant und in der heutigen Zeit hochwillkommen.
 
Im Zuge der Wirtschaftskrise und in Verbindung mit der allgemeinen Liberalisierungswelle könnte es passieren, dass die EU gegenüber der Schweiz verlangt, die Kabotageregelung aufzuheben. Das würde also auch für uns bedeuten: Noch härtere Konkurrenz aus dem Ausland. Aufgrund der geografischen Lage, der Sprachenvielfalt und der in Europa wohl höchsten Strassenverkehrsabgaben dürfte uns diese Veränderung etwas weniger hart treffen als unsere Deutschen Nachbarn. Und doch, gut sich frühzeitig mit diesem Gedanken zu beschäftigen.
 
Überleben werden die Transportunternehmer, die ihren Kunden innovative Transportdienstleistungen anbieten. Solange wir uns in einer Branche bewegen, in welcher Qualität verlangt wird, stehen die Erfolgschancen für ein Schweizer Transportunternehmen gut bis sehr gut. Dabei hat der Chauffeur als „Visitenkarte“ des Unternehmens eine zentrale Rolle. Nur ein über das Minimum hinaus ausgebildeter und motivierter Chauffeur kann Ihr Unternehmen so vertreten, damit auch Folgeaufträge generiert werden. Und dies nicht mehr allein in der Schweiz, sondern auch im Ausland.
 
Wir fordern die Transportbranche auf, sich auch in schwierigen Zeiten auf ihre Stärken und Qualitäten zu besinnen, ihre Strategie zu überdenken und auf mögliche Veränderungen der Verhältnisse auszurichten. Im Vordergrund der Unternehmensziele müssen Spezialisierung, Qualität und Zusatznutzen stehen. „Swiss Made“ wird von aller Welt bewundert. Lasst uns „Swiss Logistics“ auch soweit bringen. Dann sind unsere Arbeitsplätze gesichert und wir sind stolz, für ein Schweizer Transportunternehmen unterwegs sein zu dürfen.
 
Ludwig Büchel,
Präsident Swiss Drivers



Veröffentlicht am
07:31:27 01.05.2009